Renold Quade Mal konkret … Handwerk – Analyse – Interpretation, „Bläck Fööss In Concert“ im Arrangement von Peter Schüller – Teil 2 Fachberichte Der Aufbau Teil 2 – „Die letzten 20 Jahre“ Unser Stammbaum (2000) Diese Popballade beschreibt glei- chermaßen schlicht wie überzeu- gend, wie sich, aus vielen Ethnien heraus, über Jahrhunderte hinweg die heutige, in Köln als „Kölner“ lebende, Gesellschaft zusammen- gefunden hat. Achtung, Respekt, Toleranz und Neugier laden ein zu einem kölschen, Welt offenen Le- ben. Sechs klanggewaltige Takte, die beiden letzten mit crescendo, öff- nen den Vorhang zum zweiten Teil. Es wird sofort wieder ruhiger und solistischer. Nach kurzer Ein- leitung sind ab A Horn (Tenor- horn), Altsaxophon, Trompete und Fagott (Tenorsaxophon), je kurz solistisch aufblitzend, im Vorder- grund (Vers). Ein eintaktiger, stol- pernder Taktwechsel rüttelt wach hin zum Refrain. Der hat grund- sätzlich schon hymnische Züge, die sich besonders zum Ende der Wiederholung hin, voll instrumen- tiert, noch verstärken und modu- latorisch, in der Fermate mit de- crescendo und verspieltem Zu- satzmotiv mündend, zum „Mori- taten -Rubato“ überleitet. He deit et wih un do deit et wih (2009) Augenzwinkernd und selbstiro- nisch bekennt dieser Walzer, dass der Zahn der Zeit an keinem vo- rüberzieht und „Jedermann“, auch z. B. eine über Jahrzehnte erfolg- reiche Band, gelegentlich in die Schranken weist. Fazit: Nehme das hier und jetzt mit Freuden, denn wenn du nichts mehr spürst, dann bist du auch nicht mehr da. Ab C, quasi parlierend und zu- nächst noch im Vierertakt, musi- zieren Oboe (Altsaxophon), Quer- flöte, Klarinetten, Horn und ge- dämpfte Trompeten im Rubato- Dialog (Vers) mit Fermatenschluß. Acht Takte vor D etabliert sich über zweimal vier Takte, getragen von Posaunen und Saxophonen, ein Walzerrhythmus, der in der Folge in den Tenören des Orches- ters die ruhig erzählende Melodie des Refrains ansiedelt. Deren vier- taktige Schlusswendung wird, quasi selbstkommentierend und modulierend kurz zur Überleitung genutzt, um ab E, im vollen Tutti und einen Ton höher, den Refrain nun etwas beschwingter zu prä- sentieren. Ab F wird die bereits bewährte Substanz der Schluss- wendung, zunächst ohne Punktie- rung, dann mit Tonverlängerun- gen und schließlich mit verspiel- ten Achtelläufen zur Coda um- funktioniert. Mer bruche keiner (1998) Eine Karnevalssamba mit einem klaren Bekenntnis zum originären Kölner Karneval. In dessen Zen- trum stehen traditionelle Werte, symbolisiert durch „ Pappnas“, „Decke Trumm“, und „prima Prum“, aber durchaus auch Indi- vidualität heutiger Tage zwischen „Mötz“, „Lederjack“ und „Frack“. Auswüchsen anderer „Partykultu- ren“ erteilt man eine Absage. Kar- neval feiert man in Köln seit über 2000 Jahren in „kölschem Sinne“ und es gibt keinen Grund davon abzuweichen. Stadionatmosphäre. Die Schlag- werker eröffnen mit stampfenden Triolen, ergänzt von Rufen aller Orchestermitglieder. Dem folgt ein energetischer Sambarhythmus mit finalem Schlachtruf „Ahl Säu“, dem sinnstiftenden Namen einer speziellen kleinen Kölner Karne- valsgesellschaft. Der Boden ist nun bereitet für eine fulminante Show-Samba-Party-Einleitung im Tutti. Ab I tragen Saxophone und Tenorhorn/Bariton die erlangte Energie, auch im dynamisch re- duziertem mf, konsequent weiter und beginnen mit dem ersten Me- lodieteil des Refrains. Kleine Ein- würfe würzen komplementär. Ab J der zweite Teil des Refrains, eher im forte und etwas dichter instrumentiert, was sicherlich sei- ne größeren „Mitsingqualitäten“ unterstützt. In K bricht sich dann wieder die Showtime-Samba ihre Bahn. Sie überzeugt unwidersteh- lich, mitreißend und gemein- schaftsstiftend und kommt zudem textlich mit einfachem „la“ aus. Die letzten elf Takte bilden eine Coda aus den bekannten Substan- zen. Rut un wiess (2009) Ein Mix aus Walzer und Rock und eine unmissverständliche Liebes- erklärung an die Kölner Stadtfar- ben und das Kölner Gefühl des Zu- sammenhalts. Das Lied beleuchtet die unumstößliche Strahlkraft von Rot und Weiß, hinein in alle ge- sellschaftlichen und sozialen Schichten Kölns. Zwei sanfte Fermaten im solis- tischen Fagott (Tenorhorn/Bariton) beruhigen unmissverständlich. Sie sind bereits die Auftakttöne zum folgenden Walzer, der dem Solofa- gott, dünn instrumentiert, im Stil einer Spieluhr, nur wenige Klari- netten (Saxophone) begleitend zur Seite stellt. In der zweiten Hälfte des Refrains wird das Bariton klangsteigernd mit dazu genom- men. Im letzten Takt der Walzer- melodie mutiert das Metrum ab- rupt zum vierer und packt die ge- mütliche Walzermelodie ab M in ein knackiges Rock-Gewand. Zu- nächst „grooved“ eine achtaktige Einleitung im Tutti, wobei die Trompeten noch bewusst ausge- klammert bleiben. Mit aufwendi- ger triolischer Notation der Rhyth- miker und klaren Artikulationsan- gaben in den Bläsern bringt der Arrangeur unmissverständlich sei- ne Groove-Vorstellungen zum Aus- druck. Ab N, insgesamt ausge- dünnter in der Instrumentation, dynamisch im mf und dabei aber mit nicht weniger Energie, über- nehmen die Trompeten die Füh- rung. Saxophone und Klarinetten füllen die langen Melodietöne kom- plementär mit vorantreibenden Einwürfen. Die letzten vier Takte 15 t d n e r h A s a m o h T e d 7 5 1 o d u t s , t a v i r p . i : s o t o F